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Der Lenzkirch Schaukler

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Lenzkirch Schaukler gehören zu den seltensten, daher auch zu den begehrtesten Uhren des Schwarzwälder Uhrenherstellers.

Lenzkirch Schaukler 01Dabei ist zu unterscheiden zwischen dem großen und dem kleinen Schaukler. Der kleine Schaukler fand eine etwas weitere Verbreitung als der große, was aber nicht zuletzt mit der Preisgestaltung zu tun hatte.

Egal, ob groß oder klein, diese Pendulen konnte sich nur die gehobene Mittelschicht oder der vermögende Adel leisten.

Für einen normalen Arbeiter, der schon für einen gewöhnlichen Regulator zwischen einem und drei Jahren hätte arbeiten müssen, wäre so etwas nicht erschwinglich gewesen. Wir reden von Zeiten, in denen sich mehrere Menschen ein Zimmer teilten, von Hinterhof Wohnungen in Großstädten, von Zeiten, in denen die Mehrheit der Bevölkerung arm war.

Auch heute gehören die Schaukler zu den Uhren der gehobenen Preisklasse, bei denen die Antiquitätenhäuser aber trotzdem sofort Käufer finden, sofern sie so etwas in die Finger bekommen.

Ich rede hier nicht von verschmutzten, verbastelten, oder unvollständigen, nicht funktionierenden ebay Schnäppchen (gekauft wie gesehen, Versand- und Verlustrisiko beim Käufer, keine Rücknahme, weil bla bla ...), sondern von gut erhaltenen, gepflegten Antiquitäten.

Eine gut erhaltene Antiquität setzt eine lebenslange Pflege voraus. Teure Dinge wurden wertgeschätzt und geliebt, eine kostspielige Anschaffung wurde vorsichtiger behandelt als ein schlichter Gebrauchsgegenstand.

 Als Gebrauchsgegenstand kann man den Schaukler nämlich nicht bezeichnen, denn zu der Zeit gab es schon Regulatoren, die bis zu zwei Wochen liefen. Eine nützliche Funktion, wie etwa eine Weckeinrichtung, fehlte auch.

Lenzkirch grosser Schaukler 10Ein Lenzkirch Schaukler ist ein Tagläufer, einige schaffen 33 Std.. Sie mußten also täglich, entweder vom Besitzer, oder von dessen befugtem Personal aufgezogen werden.

Viele Schaukler wurden aber nur aufgezogen, wenn sich Besuch angekündigt hatte und man den Salon zu dieser Gelegheit heizte und vorbereitete. Das Leben der Mittelschicht spielte sich unter der Woche in der Küche ab. Deshalb spricht man heute von kalter Pracht, wenn man an die Gründerzeitmöbel in den Salons denkt.

Ungeheizte Zimmer waren leider auch ein Paradies für den gewöhnlichen Holzbock, dessen Entwicklungsstadium vor dem Ausfliegen man als Holzwurm bezeichnet.

Der kleine Schaukler kommt mit weniger Prunk aus, als der große, er wurde auch variantenreicher hergestellt. Es gab schwarze Exemplare, Schaukler aus Eiche, Nussbaum, einige Varianten aus Kirschbaum. Kirschbaum und Eiche waren am teuersten, deshalb unterschieden sich auch die Preise.

Alle Schaukler wurden aus Massivholz hergestellt. Die Applikationen sind fast immer identisch, einige wenige waren detailverliebter. Schaukler mit Wandsockel gab es auch. im Fall des kleinen Schauklers war der Sockel mit einem Pfau geschmückt.

Die Gehäuse waren schwungvoll, aber gedrungen, es musten also sehr kleine Werke entworfen werden. Diese Uhrwerke wurden in kleiner Stückzahl nur für die Schaukler gebaut. Eine besondere Übersetzung und Abwandlung der Technik sorgte dafür, dass die Schaukler vor und zurück schwangen, statt nach rechts und links zu pendeln.

Diese Besonderheit entzückte die Menschen. Der kleine schaukelnde Junge oder das schaukelnde Mädchen rührte das Herz an. Aber auch Kinder, die diese Objekte „bespielten“. Auch aus diesem Grund gibt es heute nur noch wenige Schaukler, die vollkommen komplett, vollständig und funktionstüchtig sind.

Kleiner Lenzkirch Schaukler Nussbaum 02Noch prunkvoller als der kleine Schaukler, kommt der große Schaukler daher. Das Gehäuse entzückt mit seinem Pomp an Dächern, Türmchen und Balustraden, angedeuteten Fenstern und Gängen, den verschwenderisch angebrachten Verzierungen aus Bronze. Im Innern läuft aber das gleiche Uhrwerk wie beim kleinen Schaukler.

Die Pflege der Werke, aber auch der Gehäuse, entscheidet über die Lebensdauer dieser reizenden Uhren. Uhrwerke bestehen aus mechanischen Rädern, sich drehenden Zapfen in Lagern, die durch die Kraft der Federspannung in Bewegung gehalten werden.

Alles, was sich in Lagern aus Metall dreht, benötigt Reinigung und Schmierung, sonst wird durch das Hinzukommen von Feinstaub und sich verhärtendem Öl ein Schleifprozess in Gang gesetzt, der die Lager ausschleift, aber auch die Zapfen und Triebe angreift.

Um dem vorzubeugen, müssen die Werke alle 8 - 10 Jahre gewartet werden. Diese Revision umfasst die Reinigung, das Nachsehen der Federn, Versorgung der Federhäuser mit Federfett und die Neuversorgung der Ölpfannen mit Uhrenöl.

Letzteres muß man besonders betonen, denn vielfach werden Uhrwerke von Laien mit Nähmaschinenöl überölt, um den Gang zum Uhrmacher zu sparen. Zu viel Öl bedeutet jedoch überhaupt kein Öl und frisches Öl auf schmutzige Lager bringt keine ausreichende Schmierung.

Versäumt man die sachkundige Uhrenpflege, sind die Tage der Uhren gezählt, zumindest schafft man sich teure Reparationen, die durch regelmäßige Uhrenpflege hätten verhindert werden können. Fehlt es gerade am nötigen Kleingeld, lässt man die Uhren besser ablaufen und zieht sie nicht mehr auf. Schmutzige Uhrwerke laufen sich kaputt! Dabei zählt nicht, ob sie noch laufen. Denn vielfach laufen sie nur noch durch die Kraft der Federn, während sich die Lager oval schleifen.

Zifferblatt Lenzkirch Schaukler 01Merkwürdigerweise wird die notwendige Revision am Auto nie hinterfragt, das fährt aber nur von A nach B und steht dann. Uhrwerke werden oft Jahrzehnte in Bewegung gehalten, ohne dass darüber nachgedacht wird, dass Mechanik Reinigung und Pflege benötigt.

Auch die Gehäuse brauchen Pflege. Patina ist schön, kann aber zuerst den Schellack, dann das Holz angreifen. Am besten sieht man das an nie gereinigten Uhren, die noch rußende Kamine erlebt haben. Unbedingt zu vermeiden sind ölhaltige Möbelpolituren, die den oft haarrissigen Schellack ruinieren. Holz muß auch nicht genährt werden, das tat der Baum schon zu Lebzeiten über die Wurzeln.

Zifferblätter sollte man nur vom Fachmann reinigen lassen, es gibt im Haushalt keine geeigneten Mittel, insbesondere bei versilberten Zifferblättern, die die Schaukler besitzen.

Die matte Silberschicht ist äußerst dünn, direkt darunter ist die Kupfergrundierung, die Sie sehr schnell freilegen, wenn Sie ungeeignete Mittel benutzen. Links sehen sie das Ergebnis unsachgemäßrer Putzbemühungen.

Wenn nötig, verwenden Sie ein leicht feuchtes Tuch ohne Zusätze. Vermeiden Sie, das Zifferblatt mit Fingerfett zu berühren, denn dadurch entstehen Korrosionsflecken, die die Oberfläche zerstören. Wischen Sie Fingerabdrücke sofort mit trockenen weichen Tüchern weg.

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