Der Ausdruck Historismus bezeichnet in der Kunstgeschichte ein im 19. Jahrhundert verbreitetes und teilweise noch ins 20. Jahrhundert nachwirkendes Phänomen, bei dem man – vor allem in der Architektur – auf ältere Stilrichtungen zurückgriff und diese teilweise kombinierte.
Stilistische Unterarten sind u. a. die Neoromanik, Neogotik, Neorenaissance, der Rundbogenstil und der Neobarock. In seiner Spätphase entstand parallel der Jugendstil, den der Historismus teilweise beeinflusste. Eine Gegenbewegung entstand zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit der Reformarchitektur, die später in die klassische Moderne mündete.
Die prägendste Zeit für den Historismus erstreckte sich von circa 1850 bis vor dem Ersten Weltkrieg. Doch auch später wirkten historistische Motive nach (Neoklassizismus, sozialistischer Klassizismus, Heimatschutzarchitektur). Teilweise wird bis heute historistisch gebaut, besonders seit in der Postmoderne wieder historische Bauformen aufgegriffen wurden. Moderne historistische Bauten werden auch als neohistoristisch bezeichnet.
Im Gegensatz zu vorhergehenden kunsthistorischen Epochen ist für den Historismus ein gleichzeitiger Stilpluralismus charakteristisch, der sich aber schon im Nebeneinander von Klassizismus und Romantik um die Wende zum 19. Jahrhundert ankündigt.
Anders als im Klassizismus wurde nicht nur versucht, die Architektur der klassischen Antike (wie sie in Griechenland und Rom gefunden wurde) wiederzubeleben beziehungsweise zu kopieren, sondern es wurden Architekturformen auch anderer Epochen imitiert, die nunmehr als gleichwertig betrachtet wurden. Die Renaissance hatte zwar ebenfalls vorwiegend auf die Antike zurückgegriffen, jedoch kannte sie auch gelegentlich zielgerichtete Rückgriffe auf das Hochmittelalter, so bei den architektonischen Zierformen der Festen Häuser und Ansitze.
Einen großen Einfluss übte dabei die Romantik aus, die einen Sinn für das historisch Bedingte entwickeln half. Gelegentlich wurden auch mehrere Stile in einem Gebäude gemischt; diese Kombinationen nennt man Eklektizismus. Andere Bauwerke zitieren historische Motive, lassen sich aber keinem konkreten Stil zuordnen.
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